Hunderttausende sind wütend und wollen den täglichen Sexismus und die Frauenunterdrückung nicht länger akzeptieren. Mit einer breiten Mobilisierung für die 8.-März-Demonstration können Tausende aus der Isolation und individuellen Verzweiflung geholt werden. So findet die angestaute Wut einen politischen Ausdruck. Dafür müssen alle Organisationen und Personen, welche für die Frauen- und Queerbefreiung kämpfen, zusammenarbeiten.

Mit dieser Überzeugung sind wir Kommunistinnen Anfang Januar zum Treffen des 8.-März-Kollektivs in Bern gegangen. Das Kollektiv lehnte jedoch eine gemeinsame Mobilisierung kategorisch ab. Sie bestanden darauf, die Demonstration alleine zu organisieren, als Einzelpersonen, ohne irgendwelche Organisationen. Zitat: «Ich will eine Demo, an der alle genau mit mir einverstanden sind.» Unserer Meinung nach schadet das dem Kampf gegen Frauenunterdrückung. 

Unter folgenden Vorwänden lehnten sie die Zusammenarbeit mit uns ab: Erstens, weil wir nicht gendern (siehe Seite x), zweitens, da wir uns nur für die Frauen- und nicht die Queerbefreiung einsetzen würden. Drittens, da wir die kämpfenden Menschen organisieren und dies auch am 8. März machen würden. Darauf möchte ich kurz antworten:

Kampf gegen Unterdrückung von Queer-Personen

Als Kommunisten kämpfen wir gegen jede Unterdrückung, selbstverständlich auch die von Queer-Personen. Die Kämpfe gegen die Unterdrückung der Frauen und Queers müssen unbedingt gemeinsam geführt werden. Historisch entstand die Unterdrückung von anderen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten als Folge der Unterdrückung der Frau und ihrer Kettung an Mann, Familie und Privateigentum, zu Beginn der Klassengesellschaft. Der Kapitalismus ist heute das System, das die Frauenunterdrückung, inklusive rigiden Geschlechterrollen, aufrechterhält und damit auch die Vorurteile gegen und Unterdrückung von queeren Personen reproduziert. Der Kampf gegen diese Unterdrückung ist der Kampf gegen das System als Ganzes und kann nur gemeinsam als ganze Arbeiterklasse geführt werden. Diese Position verteidigen wir seit jeher in unseren Publikationen und in den Kämpfen. Wer dies mutwillig ignoriert, handelt unehrlich. 

Kollektive Organisation

Als Einzelpersonen sind wir machtlos im Kampf gegen das System. Um Schlagkraft zu haben, müssen wir uns gemeinsam organisieren. Das ist unsere einzige Stärke, sonst sind wir nur Rohmaterial zur Ausbeutung durch die Kapitalisten. Es ist wahr, dass die Führungen von Gewerkschaften und Parteien falsche politische Positionen haben. Dafür gehören sie kritisiert. Doch es ist völlig falsch und undemokratisch, diese kategorisch auszuschliessen. Gerade Gewerkschaften sind die elementare Selbstverteidigungsorganisation der Arbeiter und Arbeiterinnen.

Genauso undemokratisch ist es, den Leuten an der Demo vorzuschreiben, welche Ideen sie hören dürfen und welche nicht. Die Diskussionen über die Methode im Kampf gegen Unterdrückung müssen in unserer Bewegung offen geführt werden. So kann jeder selbst entscheiden, welche Ideen am überzeugendsten sind. Alles andere ist Bevormundung. Die Arbeiterklasse ist nicht dumm. Sie können sich durchaus eine eigene Meinung zu den verschiedenen Kampfmethoden machen. 

Gegen die Spaltung

Dass wir nicht die gleiche Meinung wie das 8.-März-Kollektiv teilen, ist wahr. Wir haben unterschiedliche Methoden. Aber das ist kein Hinderungsgrund für eine gemeinsame Mobilisierung. In jedem Bündnis gibt es unterschiedliche politische Programme. Wir Kommunisten ordnen uns der Mehrheit unter, z.B. was das Gendern auf einem gemeinsamen Flyer anginge. Oder dass die Demo von einem reinen Flinta-Block angeführt und erst dahinter ein gemischter Block laufen würde. Wir bestehen ausschliesslich auf unser Recht, offen unsere politische Meinung verteidigen zu dürfen.

Der Vorschlag des 8.-März-Kollektivs, dass jeder seine eigene Demonstration veranstalten soll, spaltet den Kampf! Die Demo ist weniger stark, wenn sich an verschiedenen Orten kleine Grüppchen versammeln. Das wichtigste, der gemeinsame Kampf, wird so verunmöglicht! 

Wir bedauern sehr, dass dieses Jahr keine gemeinsame Mobilisierung möglich ist. Wir setzen uns jedoch dafür ein, dass alle Personen und Organisationen, welche für die Frauen- und Queerbefreiung kämpfen wollen, am 8. März auf die Strasse kommen. Dafür organisieren wir eine kurze offene Kundgebung vor der Demonstration in Bern. Danach werden wir an der Demo teilnehmen und darauf mobilisieren.