Seit 5 Tagen bestreiken die Arbeiter der Micarna Ecublens die Migros, die das Werk 2025 zu schliessen plant. Ein Streikender suchte den Draht zur zukünftigen RKP Waadtland, die sich dem Streik sogleich anschloss. Ein Bericht.

Über den Instagram-Account der künftigen RKP Waadtland erhielten wir am Dienstag Nachmittag folgende Nachricht eines Micarna-Arbeiters:

«Hallo Genosse! Ich bin bei Micarna angestellt und momentan im Arbeitskampf gegen die Geringschätzung und Rücksichtslosigkeit, die diese grosszügigen Bosse wieder mal den Arbeitern entgegenbringen. […] Nachdem ich die SP und [das Bündnis] Ensemble à Gauche an der Generalversammlung gesehen habe, habe ich sofort an euch gedacht.»

Es war sonnenklar, dass wir intervenieren mussten. Genossin Inês und ich beschlossen hinzugehen. Wir kamen heute Morgen um 8:15 Uhr auf dem Industrieareal an, wo die Arbeiter schon den fünften Tag in Folge seit 4:30 Uhr streikten.

Kaum angekommen kamen mehrere Arbeiter und Gewerkschafter auf uns zu und wollten wissen, ob wir Journalisten seien. Sie schienen erleichtert, als wir dies verneinten und erklärten, dass wir Mitglieder der Revolutionären Kommunistischen Partei seien, und dass wir sie unterstützen und die Nachricht vom Streik so breit wie möglich verbreiten wollen. 

Mehrere Arbeiter kamen auf uns zu, um uns die verheerende Lage zu erklären, die die Migros geschaffen hatte: Vor einigen Wochen gab die Migros bekannt, dass die Schliessung im Frühling 2025 angedacht sei. Bei der Micarna Ecublens, die die Migros mit Fleisch beliefert, sind 84 Arbeiter betroffen. Der Sozialplan der Migros ist darüber hinaus völlig unzulänglich und erniedrigend für die Arbeiter.

Ein Arbeiter, der bald in Pension geht, erklärte uns: «Seit 41 Jahren arbeite ich hier; schon die Lehre habe ich bei der Migros gemacht. Jetzt werde ich entlassen. Man hat mir eine andere Stelle angeboten, aber die ist anderthalb Stunden vom Wohnort entfernt.»

Unser Streik darf nicht gebrochen werden

Die Micarna-Arbeiter wurden vor zwei Wochen über die Schliessung informiert. Zu Beginn wollte die Mehrheit keinen Streik vom Zaun brechen, da viele eingewandert sind und rechtliche Konsequenzen fürchteten. Sie erfuhren aber schnell von ihrem Streikrecht; die UNIA war rasch zur Stelle und 90% der 84 Angestellten sind jetzt Teil der Gewerkschaft. So begann der Streik am letzten Donnerstag.

Seitdem weigert sich die Migros, mit der UNIA Gespräche zu führen, obwohl sie die Streikenden in diesem Arbeitskampf repräsentiert. Mit Verweis auf die eigene Gewerkschaft zieht sich die Migros aus der Verantwortung und besteht darauf, dass Verhandlungen durch diese zu erfolgen hätten. Des Weiteren versucht die orange Riesin gezielt, durch getrennte Vorladungen die Arbeiter zu spalten — da viele nur schlecht Französisch sprechen, kann so mehr Druck auf sie ausgeübt werden.

Die Arbeiter sollen nicht nur gespalten werden, die Migros appelliert auch an Streikbrecher. Diese werden aus Freiburg abkommandiert und auch ihnen wird mit Kündigung gedroht, falls sie nicht zur Arbeit erscheinen.

Genosse Elia aus Freiburg erschien um 5 Uhr morgens beim Werk, woraus die Streikbrecher entsendet werden sollten. Er erzählt: «Ich habe eine Stunde lang vor dem Betrieb Flyer verteilt. Die Stimmung ist drückend. Mehrere Arbeiter kannten den Sachverhalt bereits. Einer hat mir erklärt, dass seit einer Woche Kollegen der Micarna Courtepin nach Ecublens als Streikbrecher entsandt würden. Er selbst widersetzt sich aber solidarisch. Ich habe mehrere kurze Gespräche führen können und die Arbeiter können den Streik nachvollziehen und unterstützen ihn.»

Micarna nicht isoliert

Die Streikenden planten eine Demonstration mitten im Zentrum von Lausanne um 11:30 Uhr. Kurz vor dem Anfang verteilten wir Flugblätter an die Arbeiter in Supermärkten und Take-Aways der Migros und informierten sie, dass ihre Kollegen in den Streik getreten seien. Bei der Demonstration selbst sahen wir den grossen Kampfeswillen der Arbeiter. Mehrere kamen auf uns zu, um sich mit uns auszutauschen

Ich traf den Arbeiter, der uns kontaktiert hatte. Er hatte alle Schlüsse bereits selbst gezogen: Dieser Kampf erfordere die Methoden des Klassenkampfs und was mit der Micarna geschehe, sei kein isolierter Angriff, sondern einer gegen die Arbeiterklasse als Ganzes. Er sprach sich dafür aus, sich in der RKP organisieren zu wollen.

Um der Migros und überhaupt der Klasse der Kapitalisten Druck zu machen, müssen sich die fortgeschrittensten Arbeiter um ein revolutionäres kommunistisches Programm vereinen! Denn nur dieses Programm kann tatsächlich die Interessen der Arbeiterklasse verteidigen — und zwar bis zum Schluss. Es lebe die Revolution und die Revolutionäre Kommunistische Partei!