Die gegenwärtige Periode ist die stürmischste und am meisten von Krisen geschüttelte der Geschichte. Die Globalisierung offenbart sich nun als globale Krise des Kapitalismus. Angesichts der Tiefe der Krise und der sich verschlechternden Bedingungen entwickeln sich die Dinge sehr schnell. Die Bühne ist für eine allgemeine Wiederbelebung des Klassenkampfes bereitet, und tatsächlich hat dieser Prozess bereits begonnen.

Der folgende Text wurde als Vorwort zu einer Textsammlung zum Thema Anarchismus verfasst. Von Alan Woods, 9. Januar 2012

Der auffälligste Ausdruck der veränderten Situation ist die Entstehung einer weltweiten Protestbewegung, die den Kapitalismus und all seine Werke ablehnt. Immer mehr Menschen reagieren auf die schreiende Ungerechtigkeit der bestehenden Ordnung: die Arbeitslosigkeit, die Millionen zur erzwungenen Inaktivität verurteilt; die krasse Ungleichheit, die den obszönen Reichtum und die Verarmung für die grosse Mehrheit der Weltbevölkerung konzentriert; die endlosen Kriege, den Rassismus und die Einschränkungen des „Lebens, der Freiheit und des Strebens nach Glück“.

Das obere 1 Prozent der USA besitzt 34,6% des Gesamtnettovermögens; die nächsten 19% besitzen 50,5%; die unteren 80% besitzen nur 15%. Beim Finanzvermögen sind die Zahlen noch erschreckender: 42,7%, 50,3% bzw. 7,0%. Diese Statistiken stammen aus dem Jahr 2007, aber die jüngsten vollständigen Daten zeigen, dass der Wirtschaftseinbruch einen massiven Rückgang des Vermögen eines durchschnittlichen Haushaltes um 36,1% bedeutet, im Vergleich zu 11,1% für das oberste Prozent. Das vergrössert weiter die Kluft zwischen den obszön Reichen und den restlichen von uns – den 99%.

Die Wirtschaftskrise von 2008-09 hat eine noch grössere Zunahme der Ungleichheit hervorgebracht mit Bereicherung für die Superreichen und mehr Armut für die Ärmsten. Wir sehen das abstossende Spektakel wohlhabender Banker, die mit Milliarden an öffentlichen Geldern aus der Krise herauskommen, während über 10 Millionen Hypotheken nicht mehr bezahlt werden können und die Arbeitslosen Schlange stehen für Essensausgaben. Das schürt das Feuer der Massenerregung.

Unter „normalen“ Umständen protestieren die meisten Menschen nicht. Sie bleiben passive Zuschauer eines historischen Dramas, das sich vor ihren Augen abspielt, in dem sie keine Rolle haben, welches aber ihr Leben und Schicksal bestimmt. Aber von Zeit zu Zeit werden Menschen durch grosse Ereignisse – wie Krieg oder Wirtschaftskrise – aus ihrer scheinbaren Apathie gerissen. Sie beginnen damit aktiv zu werden, sich für Politik zu interessieren und zu versuchen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen.

Solche Momente in der Geschichte haben einen Namen: Sie werden Revolutionen genannt. Das waren etwa die amerikanische Revolution von 1776; die Französische Revolution von 1789-93; die revolutionären Bewegungen in Europa im Jahr 1848; die Pariser Kommune von 1871; die russischen Revolutionen von 1905 und 1917; die spanische Revolution von 1931-37; und in jüngerer Zeit die ägyptischen und tunesischen Revolutionen.

Die Ereignisse, die sich vor unseren Augen abspielen haben viele Merkmale der frühen Phasen einer revolutionären Situation. Viele Menschen, die bisher wenig oder gar kein Interesse an Politik hatten, finden sich auf der Strasse wieder und protestieren und demonstrieren gegen eine soziale und politische Ordnung, die unerträglich geworden ist.

Es gibt ein altes Sprichwort: „Das Leben lehrt.“ Das ist absolut richtig. Die Arbeiter und Studenten auf dem Tahrir-Platz lernten in 24 Stunden des Kampfes mehr als in zwanzig Jahren „normaler“ Existenz. Ähnlich wird die Erfahrung der Teilnehmer der Occupy-Bewegung in den USA und anderen Ländern zeitlich verkürzt. Es wird nicht 20 Jahre dauern, bis sie die Lektionen aufgenommen haben. Die Leute lernen schnell.

Unter diesen Bedingungen erwachen die Ideen des Libertarismus, Anarchismus und Sozialismus wieder zum Leben, da die Jugend und die Arbeiter nach einer Erklärung für die Krise und einem Weg nach vorne suchen. Die heroischen „glorreichen Tage“ der „Industrial Workers oft the World“ (Industriearbeiter der Welt) werden in den Köpfen vieler junger Menschen wiederbelebt, die an ihren Arbeitsplätzen selbst um die gewerkschaftliche Organisierung in ihren Mindestlohn-Jobs kämpfen. Anarchistische Autoren wie Proudhon, Kropotkin, Bakunin und Durruti werden von neuen Schichten der Jugend wiederentdeckt. Autoren wie Howard Zinn, Michael Albert und Noam Chomsky, die die Übel des Imperialismus und des Kapitalismus entlarven, werden von einer neuen Generation eifrig gelesen.

Insofern sie den Menschen die Augen für die undemokratische und ausbeuterische Natur der kapitalistischen Gesellschaft öffnen, ist das wachsende Interesse an diesen Ideen äusserst positiv. Der Anarchismus ist für viele junge Menschen aufgrund seiner Einfachheit attraktiv: alles und jeden abzulehnen, was mit dem Status Quo zu tun hat. Bei genauerem Hinsehen mangelt es diesen Ideen jedoch an echter Substanz und Tiefe der Analyse. Vor allem gibt es kaum eine wirklich tragfähige Lösung für die Krise des Kapitalismus. Nachdem man ihr Material gelesen hat, muss man unweigerlich fragen: „Aber was soll den Kapitalismus ersetzen, und wie können wir dies, ausgehend von den tatsächlich existierenden Bedingungen, zur Realität machen?“

Es ist die Behauptung dieses Autors, dass nur die Ideen des Marxismus einen theoretischen Leitfaden für das Handeln liefern können, der die Energie der Bewegung tatsächlich für die revolutionäre Transformation der Gesellschaft nutzen kann. Nicht der Stalinismus – diese bürokratische, undemokratische, totalitäre Karikatur des Sozialismus; und nicht der leblose, mechanische, deterministische „Marxismus“ der akademischen Welt – sondern der echte Marxismus: die modernsten, dynamischsten und allumfassendsten Werkzeuge der sozialen Analyse, die von der Menschheit bisher entwickelt wurden. Nur diese Anschauungen können eine Analyse liefern, und ausserdem eine revolutionäre, sozialistische Lösung für die Krise der Weltarbeiterklasse.

Die Veröffentlichung dieses Buches ist ein wichtiger Schritt vorwärts in der theoretischen Bewaffnung einer neuen Generation von Klassenkämpfern in den USA. Die Frage von „Marxismus gegen Anarchismus“ wurde lange diskutiert. Es ist kein Zufall, dass im Moment in dem der Klassenkampf wieder hochkocht, die alten Debatten wiederbelebt werden. Viele Menschen, die neu ins politische Leben eintauchen, glauben sich vor, dass sie an etwas völlig Neuem und Originellem beteiligt sind; Aber wie die Bibel sagt: es gibt nichts Neues unter der Sonne. Und obwohl sie es nicht wissen, viele dieser Debatten haben bereits in der Vergangenheit stattgefunden.

Es gibt viele Missverständnisse über die Geschichte, die Entwicklung und den wahren Inhalt sowohl des Marxismus als auch des Anarchismus. Wir können und sollten aus der kollektiven Erfahrung unserer Klasse lernen; von dem, was funktioniert hat und dem was nicht funktioniert hat. Diese Sammlung von Schriften wird einen langen Weg zur Klärung der marxistischen Perspektive auf die Grenzen des Anarchismus und der Notwendigkeit einer Partei, Theorie, Programm, Perspektiven, Organisation, interner Demokratie und Rechenschaftspflicht führen.

Die Grenzen der Spontanität

Die Millionen von Menschen, die auf die Strassen und Plätze Spaniens und Griechenlands gekommen sind, um der Politik der Kürzungen und Einsparungen entgegenzutreten, trauen den Politikern und Gewerkschaftsführern nicht. Und wer kann ihnen das auch vorwerfen? Sowohl in Griechenland als auch in Spanien bezeichnen die Regierungen, die diese Anschläge verübten, sich als „sozialistisch“. Die Massen setzten ihr Vertrauen in sie und wurden dabei selbst betrogen. Sie kommen zu dem Schluss, dass sie die Dinge nicht den Politikern überlassen können, um ihre Interessen zu verteidigen, sondern selbst aktiv werden müssen.

Dies zeigt einen richtigen revolutionären Instinkt. Diejenigen, die die Bewegung als „nur spontan“ ablehnen, zeigen ihre Unkenntnis über das Wesen einer Revolution, das gerade die direkte Einmischung der Massen in der Politik ist. Diese Spontaneität ist eine enorme Stärke – aber ab einem gewissen Punkt wird sie eine fatale Schwäche der Bewegung werden.

Diejenigen, die die Protestbewegung dafür kritisieren, dass ihnen ein klares Programm fehlt, zeigen ihre Unkenntnis darüber, was eine Revolution ist. Diese Herangehensweise ist eines Pedanten und eines Snobs würdig, aber niemals eines Revolutionärs. Eine Revolution wühlt definitionsgemäss die Gesellschaft bis in die Tiefe auf und erweckt sogar die rückständigsten und „unpolitischen“ Schichten in direkte Aktion. Von den Massen ein perfektes Verständnis dessen zu verlangen, was erforderlich ist, ist das Unmögliche zu verlangen.

Natürlich wird die Massenbewegung in den Anfangsphasen zwangsläufig unter Verwirrtheit und Unklarheit leiden. Die Massen können diese Mängel nur durch ihre direkte Erfahrung des Kampfes überwinden. Aber wenn wir Erfolg haben wollen, ist es absolut notwendig, über die anfängliche Verwirrung und Naivität hinauszugehen, zu wachsen, zu reifen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Diese „anarchistischen“ Führer – ja, die Anarchisten haben auch Führer oder Menschen, die nach Führung streben – die glauben, dass Verwirrung, organisatorische Formlosigkeit und das Fehlen einer ideologischen Bestimmtheit sowohl positiv als auch notwendig sind, spielen eine schädliche Rolle. Es ist wie der Versuch, ein Kind in einem Zustand der Kindlichkeit zu halten, so dass es für immer unfähig ist zu sprechen, zu gehen und selbst zu denken.

Viele Male in der Geschichte der Kriegsführung wurde eine grosse Armee, die aus tapferen, aber untrainierten Soldaten bestand, von einer kleineren Streitkraft disziplinierter und gut ausgebildeter professioneller Truppen unter der Führung erfahrener Offiziere besiegt. Die Plätze zu besetzen ist ein Mittel, die Massen zu Aktivität zu mobilisieren. Aber an sich ist es nicht genug. Die herrschende Klasse ist vielleicht am Anfang nicht dazu in der Lage, die Protestierenden gewaltsam zu vertreiben, aber sie können es sich leisten, zu warten, bis die Bewegung abklingt, und dann entschlossen handeln, um den „Unruhen“ ein Ende zu setzen.

Es versteht sich von selbst, dass die Marxisten immer in der ersten Linie von Kämpfen stehen werden, die das Ziel haben die Lebensumstände der Arbeiterklasse zu verbessern. Wir werden für jedes Ziel kämpfen, egal wie klein es ist, denn der Kampf für den Sozialismus wäre undenkbar ohne den täglichen Kampf für Fortschritte im Kapitalismus. Nur durch eine Reihe von Teilkämpfen, von defensiven und offensiven Charakter, können die Massen ihre eigene Stärke entdecken und das nötige Selbstvertrauen gewinnen, um bis zum Ende zu kämpfen. Es gibt bestimmte Umstände, unter denen Streiks und Massendemonstrationen die herrschende Klasse zu Zugeständnissen zwingen können. Aber die heutigen Bedingungen gehören nicht zu ihnen.

Um erfolgreich zu sein, ist es notwendig, die Bewegung auf eine höhere Ebene zu bringen. Dies kann nur erreicht werden, indem man sie fest mit der Bewegung der Arbeiter in den Fabriken und den Gewerkschaften verbindet. Die Parole des Generalstreiks ist, in embryonaler Form, bereits zum Vorschein gekommen. Aber selbst ein Generalstreik kann die Probleme der Gesellschaft nicht lösen. Sie muss daher schliesslich mit der Notwendigkeit eines unbefristeten Generalstreiks verknüpft werden, der direkt die Frage der Staatsmacht aufwirft.

Verwirrte und schwankende Führer werden nur Niederlagen und Demoralisierung verursachen. Der Kampf der Arbeiter und der Jugend wäre unendlich leichter, wenn sie von mutigen und weitsichtigen Menschen geführt werden würden. Aber solche Führer fallen nicht vom Himmel. Im Verlauf des Kampfes werden die Massen jede Strömung und Führung auf die Probe stellen. Sie werden bald die Unzulänglichkeiten jener zufälligen Figuren entdecken, die in den frühen Stadien der revolutionären Bewegung erscheinen – wie der Schaum, der auf einem Wellenkamm auftaucht, und der verschwinden wird, wenn die Wellen an die Küste krachen.

Diese spontanen Bewegungen sind die Folge jahrzehntelanger bürokratischer und reformistischer Degeneration der traditionellen Parteien und Gewerkschaften. Zum Teil ist dies eine gesunde Reaktion dar, wie Lenin im Staat in der Revolution schrieb, als er sich auf die Anarchisten bezog. Bewegungen wie die Indignados in Spanien entstehen, weil die meisten Arbeiter und Jugendlichen fühlen, dass sie von niemandem repräsentiert werden. Sie sind keine Anarchisten. Sie sind verwirrt und es fehlt ihnen ein klares Programm. Woher sollten sie denn auch klare Ideen bekommen?

Die neuen Bewegungen sind Ausdruck der tiefen Krise des kapitalistischen Systems. Auf der anderen Seite haben die neuen Bewegungen selbst die Ernsthaftigkeit der Situation nicht verstanden. Bei all ihrer Energie und ihrem Elan haben diese Bewegungen Grenzen, die schnell aufgedeckt werden. Die Besetzung von Plätzen und Parks führt letztlich nirgendwohin, auch wenn es ein deutliches Zeichen sein kann. Um eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft herbeizuführen, sind radikalere Massnahmen erforderlich.

Wenn die Bewegung nicht auf eine höhere Ebene gehoben wird, wird sie an einem gewissen Punkt nachlassen und die Menschen enttäuscht und demoralisiert zurücklassen. Wenn sie über ihre Erfahrungen nachdenken, werden immer mehr Aktivisten die Notwendigkeit eines konsequenten revolutionären Programms sehen. Und der Autor des vorliegenden Textes behauptet, dass dies nur vom Marxismus bereitgestellt werden kann.

Brauchen wir eine Führung?

Das Argument, dass wir keine Parteien und führende Personen brauchen, ist im Kern falsch. In der Tat ist es nicht einmal logisch. Es ist nicht genug, etwas abzulehnen, das man nicht mag. Man muss sagen, was an seine Stelle gesetzt werden soll.

Wenn mein Schuh meinen Fuss drückt, ist die Antwort nicht, barfuss zu gehen, sondern Schuhe zu finden, der passt. Wenn unser Essen schlecht ist, ist die Schlussfolgerung nicht, dass wir nichts mehr essen, sondern dass wir anständige, schmackhafte, gesunde Nahrung brauchen. Wenn ich mit meinem Arzt nicht zufrieden bin, suche ich nach einem besseren. Warum sollte es bei einer Partei oder Führung anders sein?

Die derzeitige Führung der Arbeiterklasse ist sehr schlecht. Wir stimmen den Anarchisten darin zu. Aber die Schlussfolgerung ist nicht, dass wir keine Führung brauchen. Wir müssen dafür kämpfen, die gegenwärtige Führung durch eine zu ersetzen, die wirklich die Interessen und Bestrebungen der Arbeiterklasse vertritt. Wir stehen für die revolutionäre Transformation der Gesellschaft. Die objektiven Bedingungen für eine solche Transformation sind mehr als reif. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Arbeiterklasse für eine solche Aufgabe gerüstet ist. Wie können wir dann bezweifeln, dass die Arbeiter ihre eigenen Organisationen in Kampfinstrumente zur Veränderung der Gesellschaft verwandeln können? Wenn sie nicht einmal das nicht können, wie wird es dann möglich sein den Kapitalismus zu stürzen?

Viele junge Leute werden abgeschreckt, wenn sie sich die existierenden Organisationen der Arbeiterklasse, der Gewerkschaften und besonders der Massenparteien ansehen – von den bürokratischen Strukturen und dem Verhalten ihrer Führer, die mit den Bänkern und Kapitalisten wie mit besten Freunden umgehen. Sie scheinen nur ein weiterer Teil des Establishments zu sein. In den USA gibt es noch nicht einmal eine Massenpartei der Arbeiterklasse. Kein Wunder also, dass viele Menschen alle Parteien ablehnen und sogar behaupten, Politik als Ganzes abzulehnen.

Dies ist jedoch ein Widerspruch in sich. Die Occupy-Bewegung selbst ist zutiefst politisch. Indem sie die bestehenden politischen Parteien ablehnen, stellt sie sich selbst sofort als Alternative dar. Aber was für eine Alternative? Es reicht nicht zu sagen: „Wir sind gegen das gegenwärtige System, weil es ungerecht, unterdrückerisch und unmenschlich ist.“ Es ist notwendig, ein alternatives System vorzuschlagen, das gerecht, egalitär und menschlich ist.

Obwohl sie immer noch sehr schwach sind, sind anarchistische Tendenzen in letzter Zeit infolge des Bankrotts der reformistischen Führer der Massenorganisationen etwas gewachsen. Der himmelschreiende Opportunismus der Arbeiterführer führt zu ultralinken und anarchistischen Stimmungen in einer Schicht der Jugend. Wie Lenin einmal sagte, ist Linksradikalismus der Preis, den die Bewegung für den Opportunismus zahlen muss.

Auf den ersten Blick erscheint die Idee attraktiv: „Schaut euch die Gewerkschaftsführer an! Sie sind nur ein Haufen Bürokraten und Karrieristen, die uns immer verraten. Wir brauchen keine Führer! Wir brauchen keine Organisation!“ Aber leider können wir ohne Organisation nichts erreichen. Die Gewerkschaften sind weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber sie sind alles was die Arbeiter haben, um sich dagegen zu wehren, dass die Kapitalisten auf ihnen herumtrampeln.

Die Chefs verstehen die Gefahr, die ihnen von den Gewerkschaften droht. Deshalb versuchen sie immer, die Gewerkschaften zu schwächen, ihre Rechte einzuschränken oder sie zu zerschlagen. Das können wir an gewerkschaftsfeindlichen Gesetzen wie Taft-Hartley sehen, die das Streikrecht der Arbeiter stark eingeschränkt haben. Scott Walker, der republikanische Gouverneur von Wisconsin, führte gewerkschaftsfeindliche Gesetze ein, um die Arbeiter angesichts der brutalen Kürzungen zu entwaffnen. In Ohio wurde ein ähnlicher Versuch in einer Volksabstimmung abgelehnt, die die Notwendigkeit verstanden, die Gewerkschaften zu verteidigen.

„Aber die Gewerkschaftsführer sind Bürokraten! Sie sind immer bestrebt, mit den Chefs Abmachungen zu treffen!“ Vielleicht ist das so, aber welche Alternative schlagt ihr vor? Können wir auf die Gewerkschaften verzichten? Das würde die Arbeiterklasse auf eine Ansammlung isolierter Atome reduzieren, die den Bossen völlig ausgeliefert sind. Marx hat schon vor langer Zeit darauf hingewiesen, dass die Arbeiterklasse ohne Organisation nur das Rohmaterial für Ausbeutung ist. Die Aufgabe ist nicht, das Kind mit dem Bade auszuschütten, sondern die Gewerkschaften in aktive Organisationen für den Klassenkampf zu verwandeln.

Mehr als je zuvor ist die Führung der Arbeiterorganisationen unter den Druck der Bourgeoisie geraten. Sie haben die Ideen, auf denen die Bewegung gegründet wurde, aufgegeben und sich von der Klasse, die sie eigentlich repräsentieren sollten, getrennt. Sie repräsentieren die Vergangenheit, nicht die Gegenwart oder die Zukunft. Die Massen werden sie in der stürmischen Periode, die sich jetzt öffnet, nach links drücken oder sie komplett zur Seite schieben.

Ohne die Hilfe der Reformisten, Stalinisten und der auf Klassenzusammenarbeit orientierten Gewerkschaftsführer wäre es nicht länger möglich, das kapitalistische System aufrechtzuerhalten. Dies ist eine wichtige Tatsache, die wir ständig betonen müssen. Die Führer der Gewerkschaften und reformistischen Parteien in allen Ländern haben kolossale Macht in ihren Händen – weit größer als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte.

Letztendlich ist die Arbeiterbürokratie die konservativste Kraft in der Gesellschaft. Sie benutzen ihre Autorität, um das kapitalistische System zu stützen. Deshalb sagte Trotzki, die Krise der Menschheit sei auf eine Führungskrise des Proletariats reduzierbar. Das Schicksal der Menschheit hängt von der Lösung dieses Problems ab. Aber der Anarchismus ist nicht in der Lage, dieses Problem zu lösen, da er nicht einmal akzeptiert, dass es existiert.

Es ist notwendig einen Kampf zu führen, um die Bürokraten und Karrieristen von ihren Positionen zu vertreiben, die Arbeiterorganisationen von den bürgerlichen Elementen zu säubern und sie durch Männer und Frauen zu ersetzen, die wirklich bereit sind, für die Arbeiterklasse zu kämpfen. Zum Wahlboykott aufzurufen, sich zu weigern, für einen Führungswechsel zu kämpfen, heißt nichts anderes als für die Aufrechterhaltung der Herrschaft der Bürokratie einzutreten – und das bedeutet für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Sklaverei. Wie Trotzki erklärte: wenn man sich weigert, für die politische oder gewerkschaftliche Macht zu kämpfen, lässt man diese Macht in die Hände derjenigen, die sie jetzt innehaben.

„One Big Union?“

Die IWW (Industrial Workers of the World – Industriearbeiter der Welt) haben vor dem Ersten Weltkrieg in den USA hervorragende Arbeit geleistet, um die unorganisierten Teile der Arbeiterklasse – die Landarbeiter und ungelernten Arbeiter, die Hafenarbeiter, die Holzfäller und die Immigranten – zu organisieren. Die Parole der „One Big Union (eine grosse Gewerkschaft)“ diente als inspirierender Sammelpunkt gegen den konservativen Standesvertretungsanspruch der alten AFL (American Federation of Labor).

Die „Wobblies“, wie sie genannt wurden, führten wichtige Streiks: beginnend mit dem in Goldfield, Nevada im Jahr 1906 und dem „Pressed Steel Car Strike“ von 1909 in McKees Rocks, Pennsylvania, über den Streik in der Textilindustrie in Lawrence im Jahr 1912 und in der Seidenindustrie von Paterson im Jahr 1913. Sie wurden oft brutalen Repressionen ausgesetzt, wurden verprügelt oder sogar gelyncht. Joe Hill (Joel Hägglund), der „ Barde der Wobblies“, der inspirierende Texte und Lieder schrieb, wurde des Mordes beschuldigt und 1915 vom Staat Utah aufgrund der fadenscheinigsten „Beweise“ hingerichtet.

Auf dem Gründungskongress der IWW sagte Bill Haywood, der damalige Generalsekretär der Western Federation of Miners: „Dies ist der Kongress der Arbeiterklasse dieses Kontinents. Wir sind hier, um die Arbeiter dieses Landes zu einer Arbeiterbewegung zusammenzuschliessen, die zu ihrem Zweck die Emanzipation der Arbeiterklasse von der Sklaverei des Kapitalismus haben soll.“ (Proceedings of the First Convention of the Industrial Workers of the World)

Die IWW war durchweg revolutionär und stützte sich auf eine Doktrin des kompromisslosen Klassenkampfes. Es war nie eine anarchistische Organisation, aber es fehlte eine schlüssige und einheitliche Ideologie. Man könnte sagen, dass ihre Ideologie eine seltsame Mischung aus Anarchosyndikalismus und Marxismus war. Dieser Widerspruch wurde bald in einer Debatte aufgedeckt. Daniel de Leon, der bahnbrechende amerikanische Marxist, war 1905 Gründungsmitglied der IWW. Aber er stand im Widerspruch zu den Führern der IWW wegen deren Ablehnung von politischer Aktivität.

Während De Leon dafür plädierte, politische Aktivität über die Sozialistische Arbeiterpartei zu entwickeln, argumentierten andere Führer wie Big Bill Haywood für die direkte Aktion. Haywoods Fraktion setzte sich durch, und infolgedessen wurde die Präambel geändert, um die „Angliederung an eine politische Partei“ auszuschliessen. De Leons Anhänger verliessen die IWW aus Protest. Das war ein Fehler, weil die spätere Erfahrung Leute wie Big Bill Haywood dazu brachte, seine Meinung zu ändern.

Tatsächlich hat die IWW viel aus dem Marxismus entlehnt. Ihre zwei Hauptsäulen, die Doktrin des Klassenkampfes und die Idee, dass die Emanzipation der Arbeiter die Aufgabe der Arbeiter selbst ist, kamen direkt von Marx. In Wirklichkeit war die IWW mehr als nur eine Gewerkschaft. Es war gleichzeitig eine kämpferische Industriegewerkschaft und eine revolutionäre Organisation – der Embryo einer revolutionären Partei. Dies wurde bald durch die stürmischen Ereignisse um den Ersten Weltkrieg und die Russische Revolution verdeutlicht.

Die IWW war durch und durch internationalistisch. Sie traten wie die Bolschewiki in Russland gegen den Ersten Weltkrieg auf. Eine IWW-Zeitung, „der Industriearbeiter“, schrieb kurz vor der Kriegserklärung der USA: „Kapitalisten Amerikas, wir werden gegen euch kämpfen, nicht für euch! Es gibt keine Macht in der Welt, die die Arbeiterklasse in den Kampf zwingen kann, wenn sie sich weigert.“ Die Organisation verabschiedete auf ihrem Kongress im November 1916 eine Resolution gegen den Krieg. Lenin zeigte hauptsächlich aus diesem Grund grosses Interesse für die IWW.

Der Krieg und die russische Revolution haben gezeigt, dass Politik nicht nur eine Frage des Parlaments und der Stimmen bei Wahlen war, sondern der höchste Ausdruck des Klassenkampfes. Die IWW konnte die Politik nicht ignorieren. Amerikas Eintritt in den Krieg im Jahr 1917 löste eine heftige Welle staatlicher Repression gegen die IWW und alle Kriegsgegner aus. Das zeigte die Notwendigkeit, die zentralisierte Macht der herrschenden Klasse zu bekämpfen. Und die bolschewistische Revolution zeigte, wie die alte Staatsmacht gestürzt und durch die demokratische Herrschaft der Arbeiter selbst ersetzt werden konnte.

Als die russischen Arbeiter die Staatsmacht übernommen hatten und diese Macht benutzten, um die Kapitalisten zu enteignen, hatte das tiefe Auswirkungen innerhalb der Wobblies. Einige ihrer hervorragendsten Führer, wie Big Bill Haywood, James Cannon und John Reed, begannen damit, viele ihrer alten Annahmen in Frage zu stellen. Nachdem sie die Notwendigkeit einer revolutionären politischen Organisation verstanden hatten, gingen sie auf die Seite des Bolschewismus über.

Die besten Teile der IWW schlossen sich der jungen amerikanischen kommunistischen Partei an. Im April 1921 sagte Haywood in einem Interview mit Max Eastman, veröffentlicht in „The Liberator“: „,Ich fühle mich, als wäre ich immer dort gewesen‘, sagte er zu mir. ,Sie erinnern sich, dass ich immer gesagt habe, dass wir nur fünfzigtausend echte IWWs und dann ungefähr eine Million Mitglieder brauchen, um sie zu unterstützen? Nun, ist das nicht eine ähnliche Idee? Zumindest habe ich immer erkannt, dass das Wesentliche ist, eine Organisation aus jenen zu haben, die verstehen.‘“

Die Tatsache, dass die stalinistische Degeneration der Russischen Revolution später die Entwicklung der Kommunistischen Partei verzerrte, nimmt nichts von der Leistung die mutigen Pioniere weg, die damit begannen, die revolutionäre Avantgarde in den USA unter den furchtbarsten Repressionen zu organisieren.

Diejenigen, die sich der Wende hin zum Marxismus verweigerten, führten die IWW in eine Sackgasse, von der sie sich nie wieder erholte. Das sterile antipolitische Dogma isolierte sie von den grossen historischen Ereignissen, die im Weltmassstab stattfanden. Zu ihrem 15. Geburtstag 1920 war die IWW bereits in einem Prozess des unaufhaltsamen Niedergangs geraten. Im Jahr 2005, zum 100. Jahrestag ihrer Gründung, hatte die IWW etwa 5.000 Mitglieder, verglichen mit 13 Millionen Mitgliedern in der AFL / CIO.

Die Idee einer „One Big Union“ findet immer noch bei Vielen einen Widerhall. Vor allem junge Arbeiter sind verständlicherweise frustriert über die endlosen Spaltungen und Machtkämpfe in den etablierten Gewerkschaften, oder sie haben überhaupt keine Gewerkschaft. Trotz der heldenhaften Bemühungen der Wobblies, eine Handvoll Cafés und Fastfood-Restaurants zu organisieren, wird der Aufbau einer solchen Gewerkschaft Mitglied für Mitglied niemals zum Ziel führen. Dafür sind die enormen Ressourcen der grossen Gewerkschaften erforderlich. Um die Politik der gegenwärtigen Gewerkschaftsführung zu ändern, bedarf es eines politischen Kampfes innerhalb der Gewerkschaften AFL-CIO und Change to Win, nicht an ihrem Rande. Darüber hinaus ist der einzige Weg, dieses Ziel wirklich zu erreichen, die politische Machtübernahme der Arbeiterklasse, die Enteignung der Kapitalisten und die Verabschiedung von Gesetzen, die jedem Arbeiter Gewerkschaftsrechte, Löhne und Sozialleistungen garantieren. Dies würde die Grundlage für die Verwirklichung einer „One Big Union“ schaffen, indem Hunderte von Millionen von Arbeitern in einer grossen, vereinigten Gewerkschaftsföderation organisieren würden.

Sogar in ihrem Niedergang spielte die IWW eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der modernen Industriegewerkschaften, was in den 1930er Jahren zur Gründung des CIO führte. Das war eine enorme Leistung. Aber obwohl es in ihren Reihen einige sehr kämpferische Arbeiter gibt, ist die IWW heutzutage nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst.

Die Geschichte der IWW ist eine tiefe Quelle der Inspiration für die Jugend von heute. Wir erkennen die Pionierrolle, die die IWW in den ersten Jahren gespielt hat, voll und ganz an und machen uns ihr kämpferisches
Klassenbewusstsein und ihre revolutionären Traditionen zu Eigen. Wir verstehen, dass ihre „anarcho-syndikalistische“ Tendenz nur eine oberflächliche Erscheinung war – die äussere Hülle eines unausgereiften Bolschewismus. Wir sind stolz darauf, die IWW als einen wichtigen Teil unseres historischen Erbes zu beanspruchen.

Keine Führer?

Auf den ersten Blick scheint das eine verlockende Idee zu sein. Wenn uns alle Führer verraten, warum brauchen wir dann überhaupt Führer? Doch diese Ansicht hält einer kritischen Analyse nicht stand. Sogar wenn in einer Fabrik nur für eine halbe Stunde gestreikt wird, gibt es eine Führung. Jemand muss ins Büro des Chefs gehen, um die Forderungen der Arbeiter zu stellen. Wen werden die Arbeiter für diese Rolle wählen? Werden sie es dem Zufall überlassen oder vielleicht zufällig einen Namen aus einem Hut ziehen?

Nein, so etwas ist zu ernst, um es dem Zufall zu überlassen. Die Arbeiter werden die Person wählen, von der sie wissen, dass sie ihre Interessen verteidigen wird: ein Mann oder eine Frau, der/die über die notwendige Erfahrung, Intelligenz und Mut verfügt, um die Leute zu vertreten, die ihn oder sie gewählt haben. Das sind die natürlichen Führer der Arbeiterklasse, und es gibt sie in jedem Betrieb. Dies zu verleugnen bedeutet, die Lebensrealität zu verleugnen, die jeder Arbeiter kennt.

In den letzten Jahren gab es in den USA nicht viele erfolgreiche, grossangelegte Streiks. Dennoch haben sich viele Arbeiter zumindest an einem Streik beteiligt. Aber wie viele Arbeiter haben die Erfahrung eines revolutionären Generalstreiks oder Massenaufstands? Kaum jemand hat so etwas erlebt, und daher können nur wenige direkte Schlüsse ziehen oder die aus so etwas gewonnenen Lektionen verinnerlichen. Dies ist nur durch die Theorie und das Studium der vergangenen Erfahrung unserer Klasse möglich.

In der Tierwelt wird das, was die vergangenen Generationen mitgemacht haben, durch den Mechanismus der Vererbung über Gene weitergegeben. Ein Tier weiss instinktiv, wie es in einer bestimmten Situation reagieren muss. Aber die menschliche Gesellschaft ist etwas anderes als das Tierreich. Hier spielen Kultur und Bildung eine wichtigere Rolle als die Genetik. Wie werden die Lehren vergangener Generationen an die neuen Generationen weitergegeben? Es gibt keinen automatischen Mechanismus dafür. Die Übertragung muss durch das Erlernen durchgeführt werden. Und das braucht Zeit.

Was für die Gesellschaft im Allgemeinen gilt, gilt auch für die Arbeiterklasse und den Kampf für den Sozialismus. Die revolutionäre Partei ist das Instrument, durch das die Lehren der Vergangenheit in verallgemeinerter Form (Theorie) auf die neue Generation übertragen werden. Theorie ist das Gegenstück zur genetischen Information. Wenn die genetische Information korrekt und vollständig ist, wird dies zur Bildung eines gesunden Menschen führen. Wenn sie verfälscht ist, wird das zu einer Totgeburt führen.

Das ist das gleiche bei der Theorie. Eine Theorie, die die Erfahrung der Vergangenheit richtig zusammenfasst, kann eine grosse Hilfe sein, um der neuen Generation zu ermöglichen, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Aber eine falsche Theorie wird nur Verwirrung, Desorientierung oder sogar Schlimmeres verursachen. Wenn wir es ernst meinen mit der Revolution, müssen wir Theorie ernst nehmen, und sie nicht oberflächlich und amateurhaft einsetzen. Fragen der Strategie und Taktik müssen in den Überlegungen der Marxisten einen zentralen Platz einnehmen. Ohne richtige Taktik ist alles Gerede vom Aufbau der revolutionären Bewegung nur leeres Geschwätz: Es ist wie ein Messer ohne Klinge.

Die Darstellung der revolutionären Strategie ist stark beeinflusst durch militärische Terminologie. Es gibt viele Parallelen zwischen dem Klassenkampf und einem Krieg zwischen Nationen. Um die Bourgeoisie zu stürzen, müssen die Arbeiterklasse und ihre Avantgarde eine kraftvolle, zentralisierte und disziplinierte Organisation besitzen. Ihre führenden Kader müssen das notwendige Wissen darüber besitzen, wann es Zeit für einen Angriff und wann für einen Rückzug ist, wann man den Kampf sucht und wann man einen vermeiden sollte.

Dieses Wissen setzt neben der Erfahrung eine sorgfältige und detaillierte Untersuchung vergangener Schlachten, Siege und Niederlagen voraus. Mit anderen Worten: es setzt theoretisches Wissen voraus. In Fragen der Theorie ist Schlampigkeit oder gar eine komplette Ablehnung ihrer völlig unzulässig, weil Theorie, zumindest zum Teil, die Verallgemeinerung der historischen Erfahrung der Arbeiterklasse aller Länder ist.

Aber ist es nicht möglich, auf der Grundlage unserer lebendigen Erfahrung des Klassenkampfes zu improvisieren und neue Ideen zu finden? Ja, natürlich ist es möglich. Aber es wird seinen Preis haben. In einer Revolution gehen die Ereignisse sehr schnell von statten. Es gibt keine Zeit zu improvisieren und zu sich blind vorzutasten wie in einem dunklen Raum. Jeder Fehler, den wir machen, werden wir bezahlen und kann uns teuer zu stehen kommen.

Indem sie die Wichtigkeit von Organisation und Führung leugnen, wünschen sich die Anarchisten, die Bewegung in unausgereiftem Zustand zu belassen, unorganisiert und dilettantisch. Aber der Klassenkampf ist kein Kinderspiel und darf nicht so behandelt werden. Der amerikanische Philosoph George Santayana hat einmal sehr weise gesagt: „Diejenigen, die nicht aus der Geschichte lernen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Die Geschichte der revolutionären Bewegungen bietet uns einen Schatz an Beispielen, die sorgfältiges Studium verdienen, wenn wir die tragischen Fehler und Niederlagen der Vergangenheit nicht wiederholen wollen.